TIPS
TIPS ist die Abkürzung für einen transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunt und bezeichnet eine minimal-invasiv geschaffene Verbindung zwischen der Pfortader und der Lebervene durch die Leber hindurch (Portosystemischer Shunt). Mit dem TIPS soll erreicht werden, dass ein gewisser Teil des Blutflusses von der Pfortader nicht in die Leber, sondern direkt in den großen Blutkreislauf fließt.
Herr Dr. Buggisch vom ifi-Institut hat seit 1992 mehrere hundert TIPS im UKE durchgeführt und dieses Verfahren dort etabliert.
Seit dem Wechsel von Herrn Dr. Buggisch vom UKE zum ifi-Institut im Jahr 2009 gibt es eine Kooperation zwischen beiden Einrichtungen dahingehend, dass Dr. Buggisch weiterhin TIPS in der radiologischen Abteilung des UKE durchführt.
Nähere Informationen können Sie der nachfolgenden Patienteninformation entnehmen:
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient!
Bei Ihnen soll wegen einer fortgeschrittenen Lebererkrankung ein TIPS (ein Gefäßkurzschluss in der Leber) angelegt werden. Wir möchten Ihnen in einem Aufklärungsgespräch und mit diesem Patientenmerkblatt Informationen über die vorgeschlagene Therapieform, den Ablauf, die Bedeutung, etwaige Komplikationen und alternative Behandlungsmethoden geben. Bitte fragen Sie, wenn Sie weitere Informationen wünschen oder etwas nicht verstanden haben.
Was heißt TIPS?
Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt.
Warum rät man zu so einem Eingriff?
Bei einer Leberzirrhose (einer narbigen Verhärtung der Leber) ist der Weg für das Blut durch die Leber erschwert, der Druck im Blutgefäß vor der Leber (Pfortader) steigt an. Der Körper sucht sich u.U. Umgehungskreisläufe um das Blut zum Herzen zu transportieren, z.B. in der Speiseröhre, sogenannte Oesophagusvarizen (Krampfadern der Speiseröhre). Diese Krampfadern können bluten und damit schwere Komplikationen verursachen. Ebenso kann es durch die Leberzirrhose und den „Pfortaderhochdruck“ zur Bildung von Bauchwasser (Aszites) kommen, das manchmal durch Medikamente nicht gut oder nur mit Problemen aus dem Körper zu bekommen ist. Durch eine Drucksenkung in der Pfortader durch einen TIPS kann man diese Komplikationen bei etwa 60-70 % der Patienten vermeiden oder zumindest abmildern. Die Anlage des TIPS ist also eine Chance die Folgen der Leberzirrhose zu mildern. Wichtig ist, dass man versteht, dass ein TIPS die Lebererkrankung nicht heilen kann, aber vielleicht die Symptome bessert.
Wie ist das technische Vorgehen?
Die Untersuchung wird bei uns in enger Zusammenarbeit von Dr. Buggisch und Radiologen durchgeführt.
Sie werden am Untersuchungstag in die Röntgenabteilung gebracht, dort werden Sie dann auf einem Röntgentisch liegen müssen. Sie werden mit EKG, Sauerstoffmessung und Blutdruck überwacht. Ihr Hals (nach Desinfektion) und Ihre Brust wird mit sterilen Tücher abgedeckt. Nach lokaler Betäubung punktieren wir die tiefe Halsvene und führen eine dünne Schleuse ein (Häufig legen wir zur Vereinfachung schon am Tag vorher einen Katheter in die Vene). Durch die Schleuse wird unter Durchleuchtung eine Katheter/Führungsdraht durch die obere Hohlvene und das rechte Herz in die Lebervene eingeführt. Über diesen Draht legen wir eine lange Nadel in die Vene und punktieren von dort die Pfortader. Bei dieser Punktion helfen wir uns durch zusätzlichen Ultraschall. Wenn die Pfortader getroffen ist und damit eine Verbindung zwischen Pfortader und Lebervene hergestellt ist, wird diese Verbindung mit einem Ballonkatheter geweitet. Damit der Kanal dauerhaft offen bleibt und nicht vom Lebergewebe wieder verschlossen wird, legen wir eine Gefäßprothese, einen Stent ein. Dieser besteht aus einem röhrenförmigen Drahtgitter, das in zusammengefaltetem Zustand eingeführt wird und dann in der Leber entfaltet wird. Den Durchmesser können wir variabel wählen, er liegt etwa bei 10 mm. Wir wählen die Sorte der Gefäßprothese und den Durchmesser individuell für jeden Patienten aus. Unmittelbar nach dem Eingriff oder kurz davor werden Antibiotika gegeben, ebenso erhalten Sie für einige Tage gerinnungshemmende Medikamente. Die Untersuchung kann zwischen 30 und 180 min dauern. Für einige Tage lassen wir manchmal einen kleinen Katheter in der Halsvene um Ihnen Medikamente zu geben, dieser wird später gezogen.
Was merke ich von dem Eingriff?
Während der Untersuchung bekommen Sie Medikamente zur Beruhigung und gegen Schmerzen, ähnlich wie Sie es von der Magenspiegelung vielleicht kennen. Sie sind also nicht in Vollnarkose, aber können sich häufig nicht mehr an die Untersuchung erinnern. Wir versuchen so Ihnen mögliche kurzzeitige Schmerzen beim Aufdehnen des Gefäßkurzschlusses zu ersparen. Nach der Untersuchung klagen Patienten manchmal über ein leichtes Druckgefühl im Bauch, welches in der Regeln nach wenigen Stunden vergeht.
Wie muss ich mich verhalten?
Am Tag des Eingriffs dürfen Sie vor dem Eingriff nicht Essen und Trinken. Auch nach dem Eingriff sollten Sie 1-2 Stunden nicht essen. Nach dem Eingriff müssen Sie 24 Stunden im Bett bleiben, danach können Sie normal aufstehen. Sie müssen etwa 5 - 7 Tage im Krankenhaus bleiben, die Dauer hängt aber stark von dem Gesundheitszustand ab. Wichtig sind regelmäßige (alle 3 Monate) Ultraschallkontrollen, die bei uns im IFI durchgeführt werden, um die Funktion des TIPS zu überwachen. Die weiteren Medikamente und Untersuchungen wegen Ihrer Grunderkrankung müssen nach Absprache mit Ihrem Arzt selbstverständlich weitergenommen werden.
Was gibt es für Komplikationen?
Bei der Punktion der Pfortader mit der Nadel ist eine Verletzung der Leberhülle und eine Organverletzung möglich. Dann könnte es in den Bauchraum bluten und in noch selteneren Fällen auch eine Notfalloperation nötig sein. Erfahrungsgemäß ist das Risiko solch einer Fehlpunktion mit Blutung bei weniger 3%. Noch seltener ist das Risiko, das eine Operation notwendig würde. Letztlich kann aber natürlich jeder Eingriff prinzipiell zum Tode führen. Andere Gefäßsysteme in der Leber wie Gallenwege, Gallenblase und Aufzweigungen der Leberarterie können ebenfalls fehlpunktiert werden. Nach den bisherigen Erfahrungen sind diese Fehlpunktionen sehr selten und bleiben in aller Regel ohne Folgen. Eine weitere Komplikation besteht in einer möglichen häufig vorübergehenden Verschlechterung der Leberfunktion und einer verminderten Entgiftung durch die Leber (Enzephalopathie). Bei entsprechenden Anzeichen verabreichen wir Ihnen dann auch Medikamente dagegen. Eine verminderte Entgiftung ist auch wesentlich vom Grad der vorbestehenden Leberschädigung abhängig. Bei der Untersuchung wird Röntgenkontrastmittel benutzt, dies kann in seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen führen. Ebenso kann durch das Kontrastmittel ein Verschlechterung der Nierenfunktion bei vorgeschädigter Niere eintreten, die sich aber im Allgemeinen wieder zurückbildet. In vielen Fällen führt die TIPS-Anlage auch zu einer Verbesserung der Nierenfunktion. Wie bei jedem Eingriff ist eine Infektion oder eine Kreislaufreaktion möglich. Ebenso sind während des Eingriffs Herzrhythmusstörungen und nach dem Eingriff ein Bluterguss am Hals möglich. Alle Komplikationen sind naturgemäß auch von der Schwere der Lebererkrankung abhängig, deshalb wird die Entscheidung zur TIPS-Anlage sorgfältig von uns abgewogen.
Gibt es Alternativen?
Es gibt prinzipiell auch operative „Shuntverfahren“ mit Eröffnung der Bauchhöhle. Man versucht häufig (meist vorher schon versucht), Krampfadern in der Speiseröhre mit endoskopischen Verfahren oder Medikamenten zu therapieren.